Über den kleinen Ort P a l z i g/Pałck
Im Lebuser Land, zehn Kilometer westlich von S u l e c h o w , liegt der kleine Ort P a ł c k (urkundlich Paltzig, Poltzig, Palltzk). Eingerahmt von Wiesen, Hügeln, Wäldern und Wasser ist er besonders idyllisch gelegen.
Geht man dann die Dorfstraße entlang, entdeckt man bei näherem Hinsehen manche interessante Sehenswürdigkeit. So fällt schließlich ein respektables älteres Gebäude mit einem schönen Eingangsportal auf, das ist der ehemalige Gasthof Quaeschning, heure als Wohnhaus genutzt. Ein alter Baumbestand ganz i n der Nähe weist auf einen Park hin. Hier stand vor dem Krieg das Schloss von Palzig - ein Gutshof mit Ställen und den dazu gehörenden so genannten Hofehäusern, in denen die Gutsarbeiter mit ihren Familien wohnten. Die Reste dieser Gebäude kann man heute noch sehen. Im Zentrum des Dorfes steht, nicht zu übersehen, eine weiße Barockkirche. Sie wurde sogar von dem bedeutenden Kunsthistoriker des 20. Jahrhunderts, Georg Dehio, in sein Handbuch der Kunstdenkmäler aufgenommen.
Das Dorf Pałck ist bekannt durch die entscheidende Schlacht im Siebenjährigen Krieg (l756 bis l763), die bei den Dörfern Kai und Palzig stattfand. Friedrich II. verlor hier 7000 Mann und ein Gefecht, das den Auftakt zur schwersten militärischen Krise Preußens in diesem Krieg bildete.
In der Nähe des Dorfes findet man noch heute (ca. 1 km in Richtung Sulechow) eine Stelle, die an die Schlacht erinnert. Zwischen zwei Eichen wurde dort l909 ein Denkmal errichtet. Auch wenn nur noch Reste von grasbewachsenen Steinen vorhanden sind, so ragen doch die zwei Eichen weithin sichtbar über die Felder.
Wieder im Ort, so steht der oben erwähnten Kirche gegenüber ein Haus, genannt d e r k l e i n e H o f .
Dieser wurde, belegt durch Dokumente, im 16. Jahrhundert gebaut.
Das Gebäude hat eine schöne und interessante Dachkonstruktion. Es handelt sich um eine räumliche Konstruktion, die transversal und länglich mit den Rahmen verbunden ist und auf dem äußeren Kranz der Mauern ruht. Der Dachstuhl wird weder durch Pfeiler noch Wände unterstützt. Alle Belastungen des großen Umschlagdaches fließen durch Zangen, Schwerter, Unterbalken und Sparren auf die Mauerlatten, die rund um die Außenwände angeordnet sind. Die noch vorhandene originale hölzerne Zimmerdecke im großen Zimmer des Erdgeschosses ist auf die äußeren Mauern gestützt. So ist dieses Haus ein Ausnahmebeispiel der Bautechnik der damaligen Zeit.
In den Räumen des Erdgeschosses harmoniert die Zimmerdecke mit den Nischen der Fenster und Gewölbe.
Auf dem Dachboden, unter dem Sammelschornstein, wurden der Speicher und ein Trockenraum ausgebaut. Jetzt dienen sie als Badezimmer.
Dieser k l e i n e H o f in Palzig hat im Laufe der Zeit recht viel erlebt. Hier nun einiges zur Geschichte des Dorfes.
Gibt es, wie bereits erwähnt, Dokumente für den Bau des Hauses, so weiß man jedoch keine genaue Jahreszahl für die Entstehung des Dorfes.
Dokumente, die aus dem Archiv in Stary Kisielin bei Zielona Gora stammen, belegen, dass in Palzig über einen längeren Zeitraum nebeneinander deutsch, polnisch und wendisch gesprochen wurde. Vor 200 Jahren etwa wurde die Predigt unter anderem auch in polnischer Sprache abgehalten.
Im Jahre l502 kaufte Christoph von Löben das Dorf von einem George von Gersdorff (Giersdorff). Nach seinem Tod im 1537 teilten seine Sohne Valter und Vitus/Veit von Löben das Dorf, und jeder richtete sich auf seinem Teil ein. So hatte Palck in früheren Zeiten zwei Güter, den so genannten g r o ß e n und den k l e i n e n Hof. Der Hof über der Dorfstraße gegen Abend gelegen, war der kleine Hof, der auch heute noch so heißt, und der andere, gegen Morgen, nach Sulechow gelegen, war der große Hof.
Im Jahre l680 dann verkaufte Zacharias Eberhard von Löben den kleinen Hof an Georg von Stosch aus Groß-Tschirnau, der ihn l692 an Balthasar von Stosch aus Klein Tschirnau weiter verkaufte. In dieser Zeit sind also zwei verschiedene adlige Familien in Palzig ansässig gewesen, denn der große Hof blieb bis l704 im Besitz derer von Löben. In diesem Jahre starb nämlich der letzte männliche Erbe, Christoph von Löben.
Nun kaufte Balthasar von Stosch auch den großen Hof, so dass seit l704 beide Höfe in einer Hand waren.
Im Jahre l800 fiel Palzig nach dem Tod des letzten von Stosch, der keinen Erben hinterließ, an dessen Tante, Dorothea Charlotte von Paczkowski, einer geborenen von Stosch. Diese übergab den Besitz wegen ihres hohen Alters an ihren Sohn, den Obristenwachtmeister a. D., Johann Georg Carl Friedrich von Paczkowski. Dieser bewirtschaftete die Güter bis zu seinem Tode und vererbte sie l840 an seine Tochter Rudolphine von Zastrow geb. von Paczkowski.
Die Familie von Zastrow lebte bis l945 in Palzig, Während ihrer Zeit wurde der große Hof in das Palziger Schloss, noch zu bewundern auf alten Postkarten, umgestaltet. Der aufwendige Bau ist dem Barock nachempfunden und lag in einem weitläufigen Park mit schönen alten Bäumen. Leider wurde der Bau in den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts abgerissen.
Der kleine Hof brannte im Juli l670 teilweise ab. Danach entstand bis l692 an gleicher Stelle ein repräsentatives Haus. Es diente nach der Vereinigung der beiden Höfe als Wohnsitz des Verwalters, Herrn Johann Fischer, wie es Dokumente von l830 belegen.
Heute ist der k l e i n e Hof sozusagen wieder neu erstanden. Dazu bedurfte es drei Jahre gründlichster Renovierung. Das hiesige Amt für Denkmalpflege kontrollierte die Baumaßnahmen. Jetzt steht das Haus für Gäste, die Dorf und Gegend besuchen, die sich erholen wollen, zur Verfügung. Auf der Internetseite www.malydworpalck.prv.pl können sich Interessenten Haus und Zimmer anschauen.
Ich danke an dieser Stelle Herren von Heine und von Zastrow-Marcks für die Bereitstellung des historischen Materials und Frau Helga Pohl für die Hilfe bei der Gestaltung des Textes. Ich freue mich, dass ich diesen Beitrag in der Heimatzeitung veröffentlichen durfte.